Daikan Eno sagte:
„Sich der ursprünglichen Unbewegtheit des Geistes anzuvertrauen
ist der Weg."

„Ursprüngliche Unbewegtheit" meint eine Qualität, die über
Bewegung und nicht Bewegung hinausgeht, eine Kraft oder
Gegenwart, die in sich selbst ruht und in der ein tiefer
Pulsschlag des Lebens vorhanden ist. Wenn unser Bewusstsein,
unser Geist, ständig bewegt wird, werden wir gehetzte Menschen,
deren Grundgefühl des Lebens Unruhe ist, und daraus
wird Leiden am Leben. Oft ist uns am Anfang die Ursache nicht klar,
woher dieses Leiden kommt. Manchmal hilft es uns, an einen
ruhigen Ort zu gehen - in eine Kirche oder in die Natur -,
doch wenn wir nicht in uns selbst diesen Tempel der Stille finden,
bleiben wir verletzlich und gefangen in diesem ewigen Hin und Her.

Zazen ermöglicht es uns, in Körper und Geist selbst diesen
ruhigen Ort zu finden, in dem Anfang und Ende zusammenkommen,
sich der Kreis schließt und aus dieser allertiefsten Unbewegtheit
eine reine Aktivität des Lebens auftauchen kann. Das Leer-Werden
von zu viel Bewegung, das zurückkommen zur ursprünglichen
Stille des Geistes in uns selbst, in Körper und Geist diesen
Tempel der Stille zu finden bedeutet, dass wir die Wurzel des Leidens abschneiden können. Dieses Aufheben oder Verwandeln
der Wurzel des Leidens ist das große Anliegen des Buddha-Weges
und der tiefe Sinn des Zazen selbst.

Aus dem Kusenheft „Sich dem innersten Wesen anvertrauen", Winter 2022
von L.Tenryu Tenbreul